Steif oder relaxed, welche Körpersprache darf es sein?

Paniksituation Bewerbungsgespräch: Ein Körpersprache-Profi erklärt, wie man sich am besten präsentiert. Mit diesen Tipps kannst du dich entspannt vorstellen.

E

ndlich ist sie da: Die ersehnte Antwort auf die Bewerbung für den Traumjob. Aber auf die erste Freude folgt eine erschreckende Erkenntnis: Was ist die angebrachte Körper- sprache im Vorstellungsgespräch? Bauch rein, Brust raus, gerader Rücken? „Authenti-

zität ist hier das Stichwort: Man darf keine Angst haben einen Fehler zu machen, sonst steht man am Ende nur steif da und das vermittelt wenig Selbstvertrauen.“, erklärt Stefan Verra, ein Experte für Körpersprache. Auf seinem Facebook-Kanal analysiert er anhand prominenter Bei- spiele, wie Körpersprache funktioniert.


Die optimale Körpersprache im Vorstellungsgespräch

Aber wie sollte man sich denn am besten in einem Bewerbungsgespräch verhalten? Der Exper- te für Körpersprache hat dafür ein paar Tipps auf Lager:


1. Definitiv dynamisch

In der Schule hieß es oft, man solle sich bei einem Vortrag nicht zu viel bewegen. Die Hände sollten möglichst auf dem Tisch liegen, Gesten lenkten nur vom Vortrag ab. „Tatsächlich ist es aber so“, schildert Stefan Verra, „dass eine steife und unbewegte Haltung eher Unsicherheit und Angst ausdrückt. Wer sich hingegen dynamisch und authentisch bewegt, der zeigt keinerlei Fluchtverhalten.“ Für das Vorstellungsgespräch heißt das also: Natürliche Bewegungen sind super, hektische Gesten aber übertrieben.


2. Smile, please!

Menschen haben eine Geheimwaffe der Kommunikation: Das Lächeln. Trotzdem setzen die meisten diese natürliche Art Sympathien aufzubauen nicht richtig um. „Lächeln wird von vie- len mit Naivität assoziiert, das stimmt aber überhaupt nicht“, klärt der Experte für Körperspra- che auf. „Ich spreche aber natürlich nicht von einem breiten Dauergrinsen: Ein leichtes Lächeln, ein positiver Gesichtsausdruck, das ist das Geheimnis. Denn so vermittelt man seinem Gegen- über Neugier. Im Vorstellungsgespräch kann man so auf subtile Weise eine Verbindung zu Per- sonalbearbeiter aufbauen.“


3. Die Asymmetrie macht’s

Klingt komisch, ist aber so: Wer frontal zu seinem Gegenüber zugewandt ist, deutet einen Fluchtreflex an. Wer hingegen asymmetrisch zum Gesprächspartner sitzt, symbolisiert keine Habacht-Stellung. „So vermittelt die Körpersprache dem Personaler: Diese Person fühlt sich hier und in meiner Gegenwart wohl“, erklärt Verra.


4. Im Vorstellungsgespräch: Fragen erwünscht

Wie kann man am leichtesten Interesse an etwas ausdrücken? Indem man nachfragt natürlich: „Fragen werden oft als lästig oder aufdringlich empfunden. Tatsächlich wirkt das Fragen aber positiv. Zusätzlich verstärken kann man diesen Effekt durch den Oberkörper: Dreht man ihn aus der asymmetrischen Position heraus, dem Gesprächspartner entgegen und nähert sich ihm im Idealfall dabei auch noch, signalisiert man echtes Interesse“, schildert Verra. Das heißt aber nicht, dass man sich als Bewerber über den Schreibtisch lehnen sollte: Eine leichte Bewegung reicht völlig, um mit der Körpersprache im Vorstellungsgespräch zu punkten.


5. Einfach nicken und lächeln

Doch wer fragt, der muss auch zuhören können. „Zuhören ist ein passiver Akt, den das Gegen- über nicht unbedingt sehen kann. Aber Lächeln und ein zustimmendes Kopfnicken an der ein oder anderen Stelle suggerieren genau das: Aufmerksames Interesse des Gesprächpartners”, begründet der Experte für Körpersprache. „Kommt der Personalbearbeiter dann im Vorstel- lungsgespräch immer mehr ins Reden, weiß der Kandidat: Meine Chancen stehen durchaus gut!”


Die richtige Körpersprache fängt zuhause an

Der wichtigste Ratschlag von Stefan Verra ist aber dieser: „Wer sich zuhause verhält wie ein Kö- nig, der verhält sich beim König wie zuhause.“ Übertragen heißt das, wer daheim nur im Stuhl lümmelt und Jogginghose trägt, wird sich im Anzug vorm Chef nicht unbedingt authentisch be- wegen können. „Ein gutes Negativbeispiel dafür lieferte zum Beispiel der YouTuber LeFloid bei seinem Besuch im Bundeskanzleramt: Wie er sitzt und sich verhält wirkt er wie ein unsicherer junger Mann, nicht wie ein Journalist beim Kanzlerinnenbesuch“, analysiert Verra die Situation.


Tipps gegen die Nervosität im Bewerbungsgespräch

Manch einer mag sich nun denken „Das ist ja alles ganz nett, aber wie soll ich denn eine selbstbewusste Körpersprache im Vorstel- lungsgespräch zeigen, wenn ich vor Nervosität zittere wie Espen- laub?“ Auch dann hat Stefan Verra einen Tipp: „Das Problem beim Vorstellungsgespräch ist, dass die meisten Menschen es nicht ge- wohnt sind, alleine im Mittelpunkt zu stehen. Doch das kann man üben: Regelmäßig bei großen Unternehmen anrufen, bei Geburts- tagsfeiern eine kleine Rede halten. So kann sich das Gehirn an die unbekannte Situation gewöhnen und sendet keine Angstimpulse, die sich zum Beispiel durch Zittern äußern, mehr. Aber der ein- fachste Tipp ist wohl: So natürlich, wie man abends mit Freunden in der Kneipe sitzt und ihnen was erzählt, so sollte man sich auch im Bewerbungsgespräch verhalten. Am Ende des Tages ist es das Gesamtpaket, das überzeugen wird.“

Fotos: Stefan Verra