Der Start in das Berufsleben hält einige Hürden bereit.
Gianluca Crestani, Geschäftsführer der Roman Mayer LogistikGroup aus Augsburg, erzählt im Interview, worauf er bei YoungProfessionals achtet.
„Young Professionals
brauchen Offenheit für Neues“
Wie wecken Young Professional im Vorstellungsgespräch Ihr Interesse?
Gianluca Crestani: Fachliche Qualifikationen und eine gewisse Berufserfahrung, zum Beispieldurch Praktika, sind natürlich wichtig. Young Professionals müssen aber, wie im Übrigen alleanderen BewerberInnen auch, im Wesentlichen durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Authen-tizität, Neugier, Empathie, ein gesunder Ehrgeiz und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulas-sen, sind für unser Haus wichtige Attribute.
Wie viel Unternehmenswissen fragen Sie im Gespräch ab?
Crestani:Die wichtigsten Informationen zum Unternehmen sollten die BewerberInnen auf je-den Fall kennen, auch wenn wir diese Punkte nicht bewusst abfragen. Viel wichtiger ist es ausunserer Sicht, sich mit der Philosophie und der Positionierung des Unternehmens zu beschäfti-gen. „Passen die persönlichen Präferenzen zu unserer Unternehmenskultur – und umgekehrt?“Das ist die Frage, die sich am Ende des Bewerbungsprozesses beide Seiten beantwortenmüssen.
Und wie viel Fachwissen setzen Sie bei Young Professionals voraus?
Crestani: Je nach Unternehmen ist im Rahmen des Bewerbungsprozesses das fachliche Know-how sicher ein wichtiger Bonuspunkt. Wenn mehrere KandidatInnen durch ihre Persönlichkeitüberzeugen können, wird der Grad an Fachwissen zum Zünglein an der Waage. Für uns gilt,und damit stehen wir sicher nicht alleine da: Persönlichkeit schlägt Fachwissen. Fachliche Defi-zite können ambitionierte Young Professionals relativ schnell kompensieren. CharakterlicheEigenschaften sind hingegen in der Regel fest zementiert und kommen im Laufe der Zeit oftnoch stärker zur Geltung.
Das Einarbeiten von Young Professionals ist einEntwicklungsprozess: Auf beiden Seiten wird esUps and Downs geben.
Gianluca Crestani,
Geschäftsführer Roman Mayer Logistik Group
Ein/e Young Professional hat Sie überzeugt und wird übernommen. Wie sollten dieersten Arbeitswochen aussehen?
Crestani: Ein guter Start ist die Basis für alles, was folgt. Insofern muss wie bei jeder Neube-setzung auch der Einstieg von Young Professionals sehr gut vorbereitet sein. Dazu zählen unteranderem die rechtzeitige informative Einbindung des unmittelbaren Arbeitsumfelds sowie einklar definierter Einarbeitungsplan mit inhaltlichen und zeitlichen Eckpfeilern. Während derStartphase helfen außerdem regelmäßige Feedbackgespräche. So können eventuelle Problemein der Einarbeitung schnell erkannt und korrigiert werden.
Erwarten Sie ein komplett eigenständiges Arbeiten, oder dass auch einmal Hilfe ge-sucht wird?
Crestani: Das hängt natürlich immer von der Art der Aufgabe ab. Generell gilt aber, dass es vorallem zum Start viele Fragen geben wird. Young Professionals sollten sich bewusst sein, dasssie beim Start einen gewissen „Welpenschutz“ haben. In dieser Phase gibt es eigentlich nichts,was nicht gefragt werden darf. Aber auch Young Professionals sind vom ersten Tag gefordert,wenn es um die eigene Persönlichkeit und Einstellung geht. Was die fachliche und beruflicheKompetenz betrifft, reden wir über einen Entwicklungsprozess, der natürlich ausreichend Zeitund erlebte Erfahrungen benötigt. Dass es dabei immer wieder zu Ups and Downs kommt, istvöllig normal. Beide Seiten müssen sich diese Zeit nehmen.
Sollen Young Professionals jede Aufgabe ohne zu hinterfragen übernehmen odermöchten Sie Eigeninitiative sehen, auch wenn diese mal ein (begründetes) Neinbedeutet?
Crestani: Natürlich wünscht sich jeder Arbeitgeber initiative MitarbeiterInnen. Dennoch gibtes im Unternehmen organisatorische Spielregeln, die jeder zwingend beachten muss. Ein be-gründetes Nein, das mit konstruktiven Argumenten verbunden ist, wird aber sicher von kei-ner/m Vorgesetzten kritisiert werden.
Zum Schluss einmal umgekehrt: Was erwarten Sie NICHT von Young Professionals?
Crestani: Auch hier gibt es keine gravierende Unterschiede zu anderen NeueinsteigerInnen.Für uns ist Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil unserer Zusammenarbeit, sowohl im Innen-als auch im Außenverhältnis. No-Gos wären Dinge, die das Vertrauen generell in Frage stellenwürden. Es braucht eine gewisse Offenheit für Neues und vor allem Ehrlichkeit im Umgang mitden eigenen Schwächen. Wer versteht, dass diese lediglich das logische Resultat der eigenenStärken sind, macht schon viel richtig. Young Professionals zu entwickeln, heißt ihre Stärkenzu entwickeln – darauf kommt es uns letztendlich an.